Blog Was ist Cancel Culture?

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4min Lesezeit

von Katharina

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Was bedeutet Cancel Culture? Cancel Culture auf Social Media

Ein falsches Wort, vertuschte Fehltritte, eine eigentlich vergessene Geschichte aus der Vergangenheit. Ein Fehler, ob groß oder klein. Ein Fehltritt, ob unverzeihlich oder kaum der Rede wert. All das kann dazu führen, dass eine Person oder eine Brand gecancelt wird. Die heutige Gesellschaft entwickelt sich zu einer virtuellen Cancel Culture.

Was ist „canceln“?

Canceln ist eine moderne Form des Online-Anprangerns. Klingt fast wie im Mittelalter, oder? Man sollte meinen, dass sich Menschen weiterentwickeln und wissen, dass radikales Ausmerzen nicht zeitgemäß wäre, doch die Cancel Culture beweist das Gegenteil.

Ein Fehler und schon zeigt die ganze Welt mit dem Finger auf dich. Während wir früher vielleicht mit schlechtem Obst abgeworfen worden wären, fordert die Cancel Culture den TOTALEN Boykott des Schuldigen. Hashtags wie #cancelX werden unter jedem Instagrambeitrag verbreitet und vielleicht noch ein paar hässliche Beleidigungen kommentiert. Aber hey, das ist doch alles nur Meinungsfreiheit!

Doch kann man das? Kann man einfach so jemanden canceln?

Einfach beantwortet: Nein. Man kann lebende Menschen nicht einfach durch das Internet „auslöschen“. Eigentlich.

Dennoch ist das Internet unberechenbar. Genau wie die Personen, die dahinterstehen. Und deshalb kann man Menschen im Internet nicht auslöschen, aber trotzdem dafür sorgen, dass sie denken, sie würden auch im echten Leben ausgelöscht.

Internetnutzer können grausam sein, vor allem wenn es heutzutage sehr leicht ist, mit einem anonymen Profil alles zu kommentieren, was man möchte.

Auf der einen Seite befinden sich Super-Positivity-Fans, die Fehlerkulturen predigen und betonen, wie schnell das Internet vergessen kann. Während auf der anderen Seite extrem radikales Cybermobbing mit Hassnachrichten und Hate-Accounts entgegenschreit, dass niemand mehr die zu verurteilende Person unterstützen darf.

Hinter dieser Cancel Culture stecken in den meisten Fällen Personen, die ohne aktive Beteiligung an einem Vorfall oder ohne vollständige Faktenlage meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Kurze Triggerwarnung an alle Proleten, die in der Kommentarfunktion zu Hause sind und schon hektisch nach Luft schnappen: Meistens heißt nicht immer.

Natürlich bietet das Internet die Möglichkeit, sich in Sekunden aus Dutzenden von Quellen über jedes Thema oder jede öffentliche Person zu informieren. Das Problem: Nicht alles davon stimmt.

Gerade in einer Zeit, in der der Qualitätsjournalismus leidet, wird statt auf hochwertige Berichterstattung und Genauigkeit, eher auf Schnelligkeit und polarisierende Aufmerksamkeit gesetzt.

Vorteilhaft ist, dass wir dank mitteilungsbedürftiger User wirklich jeden Skandal mitkriegen können, wodurch sich Brands und Personen des öffentlichen Lebens mehr Mühe geben müssen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen (oder zumindest mehr Mühe, ihre Fehler zu verdecken).

Wie beispielsweise bei dem Shein-Skandal, wo überall auf TikTok und Instagram Videos viral gingen, in denen angebliche Hilferufe in Kleider eingenäht worden sein sollen. Ein Stein kam ins Rollen und die unethischen Arbeitsbedingungen plus die Umweltschäden von Shein wurden breit diskutiert. Trotz des Aufrufs zum Canceln kaufen bis heute viele Leute unbedacht ihre billig produzierte Kleidung.

Auch einzelne Personen, ob berechtigt oder nicht, werden Opfer der Cancel Culture.

 

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Cancel culture

Wieso werden Personen auf Social Media gecancelt? Kann man überhaupt jemanden canceln?

Wird diese Person auf ewig aus dem Internet verbannt oder soll sie eine Auszeit nehmen, bis Gras über die Sache gewachsen ist?

Und was ist mit den Anhängern, die die Person trotzdem oder gerade wegen des Cancelgrunds unterstützen?

Sind die dann nicht auch alle gecancelt?

Werden wir irgendwann zu einer Gesellschaft, in der wir uns alle gegenseitig canceln? Wenn ja, wer darf dann noch in’s Internet? Und darf noch wer Fehler machen?

An dieser Stelle ist es wichtig, auch andere Meinungen auszuhalten – sonst droht eine gefährliche Bubble. Dahinter steckt die Idee von Vernunft und Tugend: Freie Vernunft bedeutet, dass wir mündig genug sind, um miteinander zu reden und gemeinsame Lösungen zu finden. Daraus entsteht soziale Interaktion. Tugend beschreibt dabei den moralischen Kompass, also unseren Wertmaßstab für gewünschtes Verhalten. Beides zusammen ist die Grundlage dafür, dass wir als Gesellschaft überhaupt funktionieren können.

Dürfen rechtsextreme Gruppen dann auch linke Personen, die nicht deren Vorstellungen entsprechen, canceln? Einfach weil sie deren Ansichten als unmöglich betrachten? Rechtfertigt die eigene Meinung jede Handlung?

Man kann nicht von einem auf den anderen Tag beschließen, dass die ganze Welt mit sofortiger Wirkung eine Person oder ein Unternehmen canceln müssen.

Natürlich ist mir bewusst, dass es sich bei den Cancel-Aktionen nicht nur um leichtsinnige Fehler, sondern auch um schwerwiegende Vergehen handelt, aber in diesem Artikel geht es nicht darum, wann was cancelbar ist und was noch in Ordnung ist, sondern um die Cancel Culture an sich. Und wie unsere Gesellschaft dadurch beeinflusst wird.

Jeder Person steht es frei, für sich selbst die Entscheidung zu treffen,

  • welche Inhalte auf sozialen Plattformen konsumiert werden.
  • welchen Personen man selbst folgen und sie unterstützen möchte
  • welche Person man im echten Leben sowie im virtuellen Leben meiden möchte.

Unter Beiträgen Hasskommentare oder zerstörende Cancel-Hashtags zu posten, zählt allerdings zu Cybermobbing. Natürlich darf jeder die Vorteile des Social-Media-Netzes nutzen, um Infos zu recherchieren oder seine Meinung zu verbreiten. Trotzdem sollte man überlegen, ob man sein Wissen über vertrauenswürdige Quellen erweitert und sein Recht auf freie Meinungsäußerung bewusst nutzt – oder ob man einfach jeden sinnlosen Gedankenfurz unter fremden Beiträgen herausballert.

Na, bin ich jetzt auch gecancelt?

Falls nicht, sehen wir uns beim nächsten Mal.

Katharina

Cancel

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