Klassische Medien definieren Emotionen, Soziale Medien sorgen für ein Emotionschaos
Mediale Erzählungen liefern sogenannte „Feeling Rules„, in dem sie vermitteln, welche Emotionen als angemessen gelten und welche als unangemessen. Wir denken jetzt mal ganz klassisch an unsere geliebten Serien und Filme. Diese suggerieren uns durch ihre mediale Inszenierung, wie Emotionen interpretiert werden.
Soziale Medien sind für Menschen gemacht. Durch das Internet hat jeder Zugang zur öffentlichen Meinungsbildung. Dadurch werden diese regulierten Emotionszuschreibungen, die klassische Medien vornehmen, durcheinandergewirbelt. Auf sozialen Plattform sind Emotionen keineswegs geplant oder strategisch. NOOO WAY. Sie sprudeln auf dieser Plattform wie ein Vulkan: Spontan, unmittelbar und direkt können Gefühle offenbart werden. Intimität und Öffentlichkeit treten in sozialen Medien unmittelbar nebeneinander auf. Gleichzeitig erzeugen soziale Medien auch Emotionen. Likes, Shares, Teilen, positive Kommentare oder negative – sie machen etwas mit dir und werden entweder als angenehm empfunden oder als unangenehm. Das haben wir schon genauer in unserem Artikel Warum unser Gehirn Instagram liebt erklärt. Auch können durch Memes und Emojis Emotionen öffentlich ausgedrückt werden. Gerade hier stehen Emotionen im Mittelpunkt, weil so ein Emoji ganz schön viel auslösen kann (oder halt auch nicht, wenn er fehlt, lol – wer kennt’s?).
Mittlerweile müssen die ganzen Emotionen auf den Plattformen irgendwie auf eine Art gemanagt werden – entweder von Betroffenen selbst, Creator, Influencer, Brands oder den Plattformen selbst.
Zwischen Hate Speech und Empathie
Hass, Hetze und Fake News sind leider die Kehrseite der Medaille. In sozialen Medien tritt das Phänomen Hate Speech (für unsere deutschen Kartoffeln: =Hassrede) als eine Art Wortwaffe und Empörungswellen auf, die sich auf den Plattformen schnell verbreiten und Unternehmen, Organisatoren, private oder öffentliche Personen öffentlich kritisieren UND in irgendeiner Art unangenehm – wie aggressiv oder beleidigend – angreifen. Wenn Shitstorms entstehen, also eine riesige Welle an negativen Meinungen, tummeln sich ganz viele negative Emotionen zusammen an einem Ort.
Auf der anderen Seite steht ein andere Extreme: Empathie, Mitgefühl, Zugehörigkeit und Aktivismus. Proteste und Engagement in sozialen Medien – wir denken an #blacklivesmatter #fridaysforfutre #jesuischarlie und viele weitere Bewegungen. Die digitale Teilnahme bzw. Positionierung zu diesen Themen zeigt eine Art Mitgefühl. Natürlich ist es immer einfach, einen Hashtag zu teilen und sich öffentlich zu positionieren als im echten Leben etwas umzukrempeln. Trotzdem sorgen solche Themen für Aufmerksamkeit und finden so auch ein Gehör in unserer Gesellschaft und der Politik.
Insgesamt betrachtet bringen Emotionen auf den sozialen Medien ein ganz schönes Durcheinander. Es sind meistens die extremen Emotionen, die auffällig sind und es bedarf definitiv mehr Bewusstsein dafür, welche Art von Emotionen in den sozialen Medien auftauchen und welche davon polarisieren. Sie beschleunigen öffentliche Diskurse und bringen ordentlich Dynamik darein.